unbekannte Krankkeit an Cattleya und Phalaenopsis

Dieses Thema im Forum "Krankheiten und Schädlinge" wurde erstellt von juebie, 23. Dezember 2013.

  1. juebie

    juebie Guest

    Hallo zusammen,
    dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum.
    Ich pflege ca. 200 Orchideenarten der verschiedensten Genera und habe seit Ende Juli 2013 sehr große Probleme bei Cattleya Naturformen und Hybriden, aber auch bei Phalaenopsen NF und Hybriden, nicht aber bei allen anderen Genera. Offenbar habe ich mir eine Infektion eingeschleppt, die ich bis jetzt weder mit systemischen und Kontaktgiften gegen saugende Schädlinge, noch mit antimykotischen und antibakteriellen Substanzen stoppen konnte. Ich habe mittlerweile ca. 40 Pflanzen verloren. Sobald ich das Schadbild in unterschiedlicher Ausprägung (siehe dazu die angehängten Bilder) bemerke, kommt die betroffene Pflanze in Quarantäne (wird separiert von den anderen). Der Verlauf der Krankheit ist unterschiedlich. Meist fängt ein Blatt an, gelblich zu werden und man bemerkt schwarz verfärbte Herde. Manchmal beschränkt es sich auf diese schwarzen Herde und das Gewebe wird nekrotisch (sinkt ein). Wenn es zu solchen Nekrosen gekommen ist, erlebe ich meist einen Krankheitsstillstand. Allerdings kann nach längerer Stillstandsperiode das Geschehen wieder aktiv werden und fortschreiten. Dann verfärbt sich das Blatt immer weiter in Richtung Blattwurzel - Bulbe und greift dann auf die Bulbe über. Diese wird zunächst gelblich, dann bräunlich-schwarz. Ich schneide spätestens dann bis in den Wurzelstock zurück, meist jedoch früher. Treotzdem schreitet das Krankheitsbild oftmals fort und erfaßt sukzessiv die gesamte Pflanze bis zu deren totaler Vernichtung. Extrem aggressiv ist der Krankheitsfortschritt bei frischen Neutrieben. Wenn man die Symtome entdeckt, ist der Trieb oftmals innerhalb von sage und schreibe 24 Stunden verloren. Zunächst nur kleine Herde und innerhalb eines Tages ist er im Ansatz schwarz geworden (näßt auch) und läßt sich aus der Blattscheide herausziehen (siehe Bilder).
    Ich zeige im Anhang auch ein Bild eines NT's einer C. aurantiaca, der innerhalb kürzester Zeit komplett schwarz wurde (vor 3,5 Monaten). Die Pflanze konnte ich bis jetzt retten - wie geht es aber weiter???
    Ist eine Pflanze infiziert, so kann sie durchaus mit der Infektion noch blühen. Derzeit steht eine Blc. an drei Trieben kurz vor der Blüte mit ingesamt 10 Knospen, obwohl die Infektion an anderen Trieben wütet. Andererseits zeige ich in den angehängten Bildern die knospige gesunde Inflorescenz einer Ca. Monte Elegante 'HP', die mit dem gesamten Trieb drei Wochen nach der Aufnahme verloren war!
    Ich habe mittlerweile in einem mikrobiologischen Labor steril entnommenes Probenmaterial auf verschiedenen Nährböden für grampositive und gramnegative Bakterien, Aerobier und Anaerobier, sowie auf Blutagar und auf Nährböden zur Anzucht von Pilzen ausbringen und bebrüten lassen. Interessanterweise waren sämtliche Nährböden nach 48 Stunden der Bebrütung steril, bzw. zeigten keinerlei Koloniewachstum. So bleibt mir lediglich die Vermutung einer viralen Infektion. Das würde bedeuten, daß ich meinen gesamten Bestand in die Tonne werfen könnte.
    Ich habe mittlerweile verschiedenste "Leute" befragt, keiner konnte mir etwas Konkretes dazu sagen. Die Aussagen gingen von "alles wegschmeißen" bis zur "Schwarzfleckenkrankheit" usw. usw. Nun ruht meine letzte Hoffnung auf den Mitgliedern dieses Forums. Vielleicht hat ja Jemand von Euch etwas Vergleichbares schon einmal gesehen oder hat einen "heißen Tip". Ich bin für jede Vermutungsäußerung ebenso dankbar.
    Ich füge auch 2 Bilder des Krankheitsbildes bei einer Phalaenopsis-Hybride bei. Auch hier ist der Verlauf rasend schnell und kann im ungünstigen Fall innerhalb eines Tages das gesamte Blatt bis zum Stammansatz erfassen.
    Ich grüße alle Leser mit Hoffnung auf Antworten und wünsche eine Frohe Weihnacht
    Jürgen
    k-2013 23.12. namenlose Catt.-Hybride, infiziertes Blatt US.jpg k-2013 23.12. namenlose Catt.-Hybride, infiziertes Blatt OS.jpg k-2013 21.07. Blc. Memoria Tiang 'Pipop', infizierter NT 02.jpg k-2013 21.07. Blc. Memoria Tiang 'Pipop', infizierter NT 01.jpg k-2013 17.08. namenlose Catt.-Hybride, infiziertes Blatt.jpg k-2013 17.08. C. warneri, infiziertes Blatt.jpg k-2013 17.08. Blc. Ahchung Emerald, infiziertes Blatt.jpg k-2013 12.09. C. Monte Elegante 'HP', BS geöffnet mit Knospen - am 03.10. tot.jpg k-2013 12.09. C. aurantiaca, 2.NT verfault.jpg k-2013 08.12. Phalaenosis, Krankheit Unterseite 01.jpg k-2013 08.12. Phalaenopsis, Krankheit Oberseite.jpg
     
  2. Orchimatze

    Orchimatze Guest

    Oh jeh, Jürgen,
    das ist ja furchtbar, bin echt geschockt.
    Hab mir Deine Bilder angesehen und auch an einen Pilz oder ähnliches gedacht.
    Aber von einer so schnellen Ausbreitung wie Du schreibst, habe ich noch nie gehört.
    Komisch sind auch die verschiedenen Schadensbilder...:???
    Weis auch nicht weiter, sorry.
    Hast ja so schon alles probiert und die befallennen Pflanzen auch separiert...
    Hoffentlich kann Dir jemand im Forum helfen...
    Wünsch Dir viel Glück für Deine verbliebenen Pflanzen und trotzdem Frohe Weihnachten...
     
  3. otti

    otti Guest

    hallo Jürgen,

    tut mit leid um Deine Pflanzen.
    Ich hatte nur ein wenig Ausfall mit der Schwarzfäule.
    Den Begriff kannst Du mal rechts oben in die Suchfunktion eingeben, da kommt jede Menge.
    Und Max4orchids kennt sich damit gut aus.
     
  4. juebie

    juebie Guest

    Danke, Petra und Matthias für Eure Anteilnahme. @ Petra: Deinem Tip mit der "Schwarzfäule-Suchfunktion" hier im Forum werde ich gleich mal nachgehen - vielleicht ergibt sich ja schon Hilfe.
    lG Jürgen
     
  5. juebie

    juebie Guest

    Hallo Petra,
    Dein Tip war prima, hat mir eine Menge neue Aspekte erbracht. Vor allem habe ich in einigen Beiträgen Bilder gesehen, die exakt den hier beobachteten Schadbildern entsprechen.
    Zur Einordnung noch ein paar facts:
    An stehender Nässe o.ä. kann's bei mir nicht liegen. Als die Symptome erstmals auftraten, standen die Pflanze in einer regengeschützten überdachten Pergola im Garten und wurden spätestens am Tage noch einmal nachmittags an heißen Tagen gesprüht. Gingen auf jeden Fall total abgetrocknet in die Nacht. Inhäusig ab Sept./Okt. laufen große Ventilatoren in Intervallen 6 Stunden täglich, Dachflächenfenster sind auf "Spaltlüftung" gestellt. LF liegt bei den Catts. tageszeitlich schwankend um 60%, Temp. in einem Bereich 16,5 - 20°C, in einem anderen "auch-Catt.-Bereich" 17 - 23°C, in den Phal.-Bereichen 19-23°C, in einem GWH 19-30°C bei LF täglich schwankend zwischen 50-90%, in einem "Kalthaus" im Winter zwischen 6-10°C bei LF zwischen 50-80%.
    Ich versuche akribisch den Pflanzen das zu geben, was laut mir zugänglicher Literatur ihren Anforderungen entspricht. Sogar die ziemlichen Extrembedingungen für Paph. armeniacum, malipoense, micranthum etc. bilde ich exakt ab.
    Aliette, Saprol (antimykotisch) mehrfach eingesetzt, Prontosan (antibakteriell) täglich gesprüht über 10 Tage.
    Ich werde nun eimal den Rat des Forum-Teilnehmers "joker" befolgen und mit 4-5%igem H2O2 sprühen. "Baden" oder "tauchen" traue ich mich in der jetzigen Jahreszeit nicht.
    Interessant ist jedenfalls der in mehreren Beiträgen diskutierte und vermutete "bakterielle" oder "mykotische" Hintergrund der "Schwarzfäule", wo doch meine mikrobiologischen Untersuchungen sterile Ergebnisse erbracht haben. ALLE in den verschiedensten threads genannten Keime, deren ursächliche Beteiligunmg vermutet wird, hätten sich auf den von meinem Untersuchungslabor verwendeten Nährböden anzüchten lassen müssen!!!
    Es bleibt geheimnisvoll.
    Sollte ich meinen Bestand jemals wieder komplett gesunden können, werde ich künftig jedenfalls beim ALLERERSTEN Auftreten eines solchen Befundes die betreffende Pflanze "ohne Ansehen der Person" wegschmeißen.
    Viele Grüße
    Jürgen
     
  6. Kuuki

    Kuuki Guest

    Hallo Jürgen,

    tut mir leid, das zu lesen. Ich kann dir leider auch nichts raten. Ein paar Fotos von vermuteten Pilzschäden verschiedener Gattungen füge ich dir ein. Allerdings sind das bloß meine gesammelten Einzelfälle. Käme das Tauchwasser als Übertragungsweg bei dir infrage?
    Dass die Anzuchtversuche fehlgeschlagen sind, ist wirklich bemerkenswert.

    Viele Grüße
    Kuuki

    Ein knappes Jahr nach Erhalt faulte ein Neutrieb, der nie mit Wasser in Berührung gekommen war, innerhalb von wenigen Tagen ab (links unten). Es erschien ein weiterer Neutrieb (rechts). Ältere Bulben hatten irgendwann wie von innen heraus bräunliche Flecken, aber es tat sich ein paar Monate nichts. Dann erschien über Nacht ein schwarzer Blattfleck und innerhalb einer Woche war die Pflanze eingegangen. Dies kommt am ehesten deiner Beschreibung nahe.
    [​IMG]

    Hier ein Ascocentrum, dessen Kindel urplötzlich schwarz wurde. Auch hier kann ich Wasser in den Blattachseln als Ursache ausschließen. Der Fleck am Stamm hatte schon bei Erhalt Jahre davor bestanden und war nicht vorangeschritten. Am unteren Stammabschnitt sieht man noch die Reste des blauen Kupferoktanoats, mit dem ich es versucht hatte.
    [​IMG]

    Bei einer Epilaeliocattleya wurden die Blätter der älteren Bulben erst gelb, dann die Bulben braun, die Wurzeln faul. Ich dachte erst, sie wollte lediglich ein paar alte Bulben abstoßen, aber es steckte im Rhizom. Nur den vordersten Trieb der Pflanze konnte ich "retten", jedenfalls gibt es diesen heute noch. Zwischen den offensichtlich kranken Teilen und dem verbliebenen lagen mehrere Bulben, die kerngesund aussahen, deren Rhizom aber nicht astrein war.
    Schnitt durchs kranke Rhizom:
    [​IMG]

    und ein Stück weiter noch immer befallen:
    [​IMG]

    Hier sind die Blätter an einer Psychopsis, bei der Schaden innerhalb von zwei Wochen bei viel zu kühlen Temperaturen auftrat. Das meistbefallene Blatt habe ich abgetrennt, die Pflanze mehrfach mit Tebuconazol (Folicur) gesprüht und mit Aspirinlösung gegossen. Seit gut einem Jahr ist sie stabil. Hier bin ich mir mit der Diagnose Pilz einigermaßen sicher, da die Behandlung angeschlagen hat.
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  7. Natürliche Mittel

    Hallo Jürgen,
    jeder macht so seine traurigen Erfahrungen....
    Bei schwerwiegenden Problemen würde ich mal die botanischen Gärten der Universitäten fragen (viele haben auch Orchideenhäuser, Ahnung und Untersuchungsmöglichkeiten). Ich kenne dies von der Ruhr-Uni Bochum.
    Im Zweifelsfalle würde ich auch mal 2 natürliche Mittel probieren, 1. Knoblauchsud mit Zimt (Mischung ist im Forum beschrieben und bei mir schon bei Blattverlust an Draculas geholfen), 2. einer der Orchizüchter in unserer Nähe hat mir Propolis vom Imker empfohlen (kann man mit Alkohol lösen, mit Wasser verdünnen und dann Sprühen oder per Pinsel auftragen). Ich teste das gerade an einer halbtoten Vanda. Vielleicht helfen diese Hinweise...

    Schöne Weihnachten
    Jörg aus Unna
     
  8. juebie

    juebie Guest

    Ich finde es "Klasse", welches feed-back hier im Forum kommt!!! Herzlichen Dank dafür!
    @ kuuki: Deine Bilder treffen zum größten Teil ins Schwarze, d.h. entsprechen meinen Erfahrungen/ Schadbildern. Besonders das Bild der Psychopsis kommt "mir so bekannt vor", d.h. exakt so etwas liegt hier auch vor. Auch bei meiner P. Mariposa habe ich ein fürchterlich verunstaltetes Blatt, das ich aber nicht abgeschnitten habe. Das Fortschreiten der Infektion ist bei ihr seit einem Jahr zum Stillstand gekommen und nun bastelt sie an einem mittlerweile 20cm langen BT.
    Hier ergäbe sich noch eine Frage, bei der mich interessieren würde, wie ihr es damit haltet. Was macht ihr mit befallenen Blättern und Trieben, die zwar häßlich aussehen (siehe z.B. oben die C. warneri), bei denen aber über einen längeren Zeitraum keine Verschlechterung mehr feststellbar ist, bei denen also mögliche Keime (oder Pilzsporen) nicht mehr virulent sind? Dran lassen oder abschneiden? Eigentlich scheue ich mich, abzuschneiden. Andererseits muß man möglicherweise in den Nekrosen ruhende Keime riskieren, die jederzeit wieder virulent werden könnten????? Irgendwelche Erfahrungen und/oder Meinungen?
    Zu Deinem Ascocentrum: ich habe hier eine Phal. lueddemanniana und eine Phal. Liodora, bei denen jeweils eine streng umschriebene Stelle mitten in einem BT rabenschwarz geworden ist (schon vor ca. 1 Jahr). Keine weiterer Fortschritt bemerkbar, die Liodora hat heuer von Anfang April bis Ende Okt. geblüht. Die Stellen sehen zwar nicht schön aus, aber deswegen einen funktionsfähigen BT abschneiden?

    @ Jörg: ich hoffe mit Dir, daß Propolis helfen möge. Ich persönlich stehe solchen mehr "homöopathischen" Mitteln etwas zurückhaltend gegenüber. Auch Zimt, Knoblauch und die viel verwendete Holz- oder Aktivkohle scheinen mir mehr "unterschwellige Helfer" zu sein. Das ist aber eine rein subjektive Einschätzung!! Ich habe hier noch eine "geheimnisvolle Paste" (keine Ahnung, was sie enthält), die in Thailand von Orchideenzüchtern zur Desinfektion von Gewebeschnitten verwendet wird. Immerhin habe ich damit nachhaltig die Infektion an einer Phal. equestris stoppen können, die aus dem Herz heraus "verfaulte" und bei der nur noch gesundes Wurzelwerk vorhanden war. Sie treibt mittlerweile 2 gesunde Neutriebe.

    Ich wünsche Euch noch einen schönen Weihnachtsabend
    Jürgen
     
  9. juebie

    juebie Guest

    Hallo Kuuki ich bin's noch einmal.
    Wo bekommst Du das Folicur her? Und kannst Du die Therapie mit dem ASS mal erklären? Welcher Hintergrund, welche Konzentration bei der Anwendung?
    Danke für Deine Mühe.
    Jürgen
     
  10. juebie

    juebie Guest

    Hallo Kuuki,
    ein letztes Mal (für heute) - was man nicht im Kopf hat, muß man in den Tippfingern haben: nein, am Tauchwasser liegt's nicht. Ich bin da sehr pingelig und sauber. Selbst die Gefäße für die "Patienten" sind andere.
     
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