Orchideenbeet im Garten

Dieses Thema im Forum "Heimische Orchideen, Erdorchideen ... (Naturformen und Naturhybriden)" wurde erstellt von Steven, 16. April 2008.

  1. hoe

    hoe Guest

    Ich halte von den vielen Rezepturen für eine Cypripediumerde reichlich wenig. Das Gedeihen und Nichtgedeihen hängt wesentlich von Standort und den klimatischen Verhältnissen ab. Und mit Ausnahme von einigen wenigen Cyps werden die meisten Naturformen ohnehin relativ bald wieder verschwinden, es sei denn, es wird laufend nachgekauft oder gezüchtet.
    Eine Umfrage, wieviel von den vor 10 Jahren gepflanzen Cyps noch leben, wäre interessant.
    Mir selbst geht es auch nicht viel anders, habe aber den Vorteil einen Garten in den Alpen zu haben, wo Cyp. calc. und andere Orchideen praktisch neben dem Haus vorkommen.

    VG
    Hans
     
  2. Steven

    Steven Guest

    Vielen dank für die Info Rudolf, das würde fast lohnen dort hin zu fahren. Wieviel Kalk ich brauche weiß ich nicht.

    mal eine allgemeine Frage, ist es möglich wenn man zu viel Kalk nimmt das es die Orchideen im Wachstum schwächt oder sie sogar ganz das Wachstum einstellen? oft hab ich gelesen das der Kalk meist nur als puffer dient, ich vermute mal gegen sauren regen?

    eine frage zu den mykoriza pilzen, gibt es schon isolierte Pilze zu kaufen?

    natürlich besteht die gefahr sich der Pilz nicht wohlfühlt...
     
  3. Claus

    Claus Guest

    Hallo Steven,
    die Sache mit dem Kalk ist wohl immer noch nicht ganz klar. Eigentlich ist zuviel Ca ein Gift für Pflanzen, einige aber haben Mechanismen entwickelt, die das Calcium ausstoßen, z.B. auf der Haut oder den Stengeln oder in Form von Schuppen. Aber dann müssten ja die kalkliebenden Pflanzen auch ohne Kalk gut leben können, und das ist eben nicht der Fall. Neben Orchideen gibt es ja noch viele andere, die Kalk brauchen: die meisten Zwiebelgewächse (Schneeglöckchen, Narzissen, Märzbecher, nicht aber Schachblume), die meisten Enziane, Salbei, Haselwurz, Christrose und viele andere Arten.

    Es empfiehlt sich, den Kalk nicht in Form von leicht löslichen Verbindungen anzuwenden sondern lieber in grober Form, als Kalksteine, auch Eierschalen, Dolomitschotter oder - ganulat. Dolomit ist ohnehin besser, weil er auch noch viel Magnesium enthält. Den Kalk in den Unterbau einbringen, die Pflanzen darüber in das Substrat, sie wachsen bei Bedarf dann bis in die Kalkzone oder auch nicht, wie es ihnen gefällt. Aber die Deckschicht enthält durch Díffusion immer ausreichend Calcium für die Pflanzen.

    Grüße
    Claus
     
  4. strolzine

    strolzine Guest

    Claus,
    um hier eine Verbindung zu einer anderen Diskussion herzustellen:
    Kann es sein, dass Kalk (und ein damit einhergehender erhöhter pH-Wert) bestimmte pathogene Pilze/Mikroben fernhält? Vielleicht ist das sein primärer Zweck in dem Zusammenhang.
    Im Übrigen hast Du wahrscheinlich recht, mit Deiner Aussage bezüglich Calcium z.B.: In der Pflanzennahrung: selbst kalkliebende Orchideen scheinen mehr als 1mMol Ca/l Nährmedium nicht mit besserem Wachstum zu honorieren. Der Erfolg von BM2 zeigt das auch ganz erstaunlich (auch wenn das Kokoswasser etwas calciumhaltig ist).
     
  5. Strolzine !!!!
    Das sehe ich genau so. Z.B. alpine Primeln, die man nur über Kalk findet wachsen in Neudohum hervorragend und der hat wenig Kalk und einen pH-Wert von ca. 6. Selbiges gilt für Rhodothamnus chamaecistus und Trausteinera globosa.
    Grüsse
     
  6. Hansihoe

    Hansihoe Guest

    Das wäre ein idealer Boden für Cyps und andere O.

    [​IMG]

    VG
    Hans
     
  7. Viktor

    Viktor Guest

    Ich kann nicht ganz bestätigen, dass Pflanzen vor Mikroorganismen und Infektionen in kalkreiche Erden fliehen. Das ist zwar bei Cyp. acaule der Fall, der wiederrum in sehr sauren Substraten wächst, aus diesem Grund. Ich weiß zwar, dass unter einem bestimmten pH-Wert im Boden keine Pilze mehr überleben können, ich glaub unter 4,5. Es muss also logischerweise auch eine Grenze des pH-Werts geben über dem keine Pilze mehr wachsen.
    Allein Kalk macht den Boden jedoch nicht basisch, sondern lässt ihn nur in Richtung neutral schwanken.
    Für höhere pH-Werte sind zusätzlich andere Basen erforderlich.

    Hans, in solch einem Boden können aber auch nur die Orchideen gedeihen,
    die darauf erzogen sind, d.h. vom Samen auf obligatorisch darin wachsen müssen.
    Folglich haben sie ihre nötigen Erdspalten, Hohlräume (etc.) gefunden, wo sie ihre
    Wurzeln produzieren.
    Wenn das nicht gegeben wäre, würde die Orchidee da garnicht erst existieren.
    Was ich damit sagen will ist, dass auf deinem Bild eine gepflanzte, heikle Orchidee nicht überlebt.
    Dies ist auch der Grund, warum wir versuchen die Gegebenheiten künstlich zu optimieren.

    Grüße Viktor
     
  8. Hansihoe

    Hansihoe Guest

    Viktor, ich verwende seit Jahren diesen Schotter geringfügig mit Rindensubstrat aufgebessert - und mit großem Erfolg!! Zudem habe ich heuer mehr als 50 Sämlinge diverser Cyps! Auch 100% Perlit ist hervorragend als Substrat geeignet, bedarf aber einer regelmäßigen Düngung und Überwachung der Bodenfeuchte.

    VG
    Hans
     
  9. Claus

    Claus Guest

    Hallo Strolzine,
    es gibt ein Buch, in dem diese Probleme mit dem Kalk ein wenig beleuchtet werden: Herbert Reisigl, Richard Keller, "Alpenpflanzen im Lebensraum" ISBN 3-437-20516-1
    Aber auch dort heißt es u.a. zu den "Kalkpflanzen": Das alte Problem der im Kalk- und Silikatgebirge so verschiedenen Flora und ihrer Ursachen ist also sehr komplex und im Detail noch nicht ganz geklärt.

    So sehr hoch sind die pH-Werte nicht, die aus der Verbindung von Regenwasser mit Calciumkarbonat resultieren. Es ist ja auch immer CO2 dabei, welches notwendig ist, das fast völlig umlösliche CaCO3 in das etwas besser lösliche CaHCO3 umzuwandeln, siehe Bildung von Tropfsteinhöhlen.

    An die Abwehr von pathogenen Pilzen durch den Kalk glaube ich nicht. Es ist ja einfach so, dass diese Böden durch geologische Prozesse entstanden sind und die Pflanzen sich durch die Evolution daran angepasst haben. Diejenigen, die es geschafft haben, wachsen da heute, die anderen mussten sich andere Böden suchen oder verschwanden. In Kalkböden werden wie in anderen Substraten Schimmelpilze, Botyris und ähnlich angenehme Gesellen in großer Menge vorhanden sein.

    In der freien Natur glaube ich eher an eine schützende Wirkung der Symbiosepilze, die ja in optimalen Habitaten stets zur Verfügung stehen. Andernfalls gäbe es dort keine laufende Vermehrung mehr.

    Grüße
    Claus
     
  10. die meisten "alpinen Kalkpflanzen" wachsen in lokalen Humusnestern mit einem pH-Wert von unter 7 im unmittelbaren Wurzelbereich. Man kann sie in mineralischem Substrat mit pH 8 (z.B.) nur sehr schecht kultivieren.
     
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