Kindel von Phalaenopsis - wie ich sie Pflege

Dieses Thema im Forum "Fragen zur Pflege" wurde erstellt von *gregor*, 6. Februar 2013.

  1. *gregor*

    *gregor* Guest

    Ich werde immer wieder gefragt, wie ich es schaffe, Kindel meiner Phalaenopsis zum Blühen zu bekommen.

    Ich muss gestehen, dass ich sehr fotographierfaul bin und bei vielen meiner aufgezogenen Kindel keine Bilder zu Dokumentationszwecken gemacht habe. (Damals hatte ich auch kein Mobiltelefon, welches brauchbare Bilder macht....)

    Es ist häufig so, wenn man eine besondere Phalaenopsis mag, dass eine Pflanze mit genau dieser Blüte nur bekommt, wenn man ein Kindel groß zeiht, da vor allem viele Naturformen und auch Primärhybriden nicht meristemvermehrt sind und stark streuen. Die Kindel blühen genau so, wie die Mutterpflanzen, was ja klar ist.
    So kam auch ich zu einigen Kindeln von Pflanzen, die ich unbedingt haben wollte.

    Alles in allem ist es gar nicht so schwer, ein Kindel groß zu ziehen, die Pflege an sich hängt natürlich auch viel von den jeweiligen Ansprüchen der Art ab. Ich habe nur Erfahrung mit Kindeln der Orchideengattung Phalaenopsis und schreibe jetzt ein bisschen dazu.

    Es gibt zwei Arten von Kindeln. Kindel, die am Blütentrieb entstehen nennt man Stielkindel und Kindel, die an der Basis der Pflanze entstehen, nennt man Stammkindel.

    Einige Naturformen, deren Primärhybriden und auch höhere Hybriden, die im Stammbaum diese Naturformen haben, kindeln gerne. Phal. lueddemanniana, pallens, bastianii, equestris und pulchra kindeln oft leicht und gerne an Blütentrieben. Auch Phal. cornu-cervi, pantherina, lamelligera und auch Phal. gigantea können am Blütentrieb kindeln. Hybriden mit diesen Naturformen kindeln oft auch gerne und ich habe sicherlich auch noch Naturformen vergessen, die auch gerne Kindel am Blütentrieb bilden.
    Hier mal ein Bild meiner Phal. gigantea mit Kindel:

    IMG_0788.jpg

    Wenn man die Kindel nicht an der Pflanze belassen möchte und sie abnehmen will, stellt sich häufig die Frage, wann ist der richtige Zeitpunkt.
    Ich habe für mich festgestellt, dass es immer besser ist, das Kindel so lange an der Pflanze zu belassen, bis sich zwei oder drei Blätter und mindestens drei vier oder fünf Zentimeter lange Wurzeln gebildet haben.

    Hier mal ein Kindel am Blütentrieb meiner Phal. Spica (die selbst ein Kindel war):
    von vorne:
    IMG_0783.jpg
    von hinten:
    IMG_0784.jpg

    Dieses Kindel ist auf jeden Fall stark genug, um abgenommen zu werden.

    Ich kann auch sagen: Je größer ein Kindel bei der Abnahme, desto leichter wächst und entwickelt sich.

    Ich habe ein Phal. pallens Kindel, welches abgenommen wurde, als es zwei Blätter und zwei sehr lange Wurzeln hatte. Das Kindel habe ich im letzten Sommer erhalten und es überhaupt keine Probleme gegeben, es an die neue Umgebung zu gewöhnen. In diesem Frühjahr blüht es sogar schon:

    IMG_0724.jpg

    Wie ich bemerkt habe, blühen Kindel deutlich früher, als Sämlinge.

    Ich habe allerdings auch Kindel bekommen, bei denen der Blütentrieb vertrochnet ist, an dem sie gewachsen sind. Diese Kindel sind deutlich keiner und sie waren komplett dehydriert. Die Blätter sind nun wieder fest, aber man sieht noch die Folgen:

    IMG_0782.jpg

    Das größere der beiden hat eine drei Zentimeter lange Wurzen, das keiner zwei ein bis zwei Zentimeter lange Wurzeln.
    Ich denke trotzdem, dass beide gute Chancen haben, zu kräftigen Pflanzen heranzuwachsen.

    Wenn ich ein Kindel von einer Pflanze abnehme, schneide ich den Blütentrieb, an dem es hängt Zirka einen Zentimeter unterhalb des Kindels mit ab. Die Blütentriebspitze lasse ich am Kindel, solange sie nicht stört.
    Das Kindel pflanze ich persönlich nicht in Moos, sondern handhabe es so:
    Ich mische Jungpflanzensubstrat mit reiner Pinienrinde. Je kleiner das Kindel und je weniger Wurzeln, desto feiner wähle ich die Mischung.

    Um die Kindel an ihre neue Umgebung zu gewöhnen, ist es ratsam, die kleinen Pflanzen recht warm zu stellen. Die Luftfeuchtigkeit sollte so hoch, wie möglich sein.
    Da bei uns zu Hause die Luftfeuchtigkeit auch im Winter immer bei mindestens 60% liegt, meist sogar etwas höher und die Räume sehr warm sind (mindestens 22°C), stelle ich sie mit zu den großen Pflanzen auf meine Regale. Eine kalte Fensterbank habe ich nicht, da unsere Fenster bodentief sind. Sollte man sowas nicht bieten können, wäre es sicherlich vom Vorteil, kleinere Kindel in ein Minigewächshaus zu stellen.

    Ich achte darauf, dass das Substrat zwar abtrocknet, aber nicht zu lange trocken bleibt. Dann gieße ich immer mit leicht aufgedüngtem Wasser (dest. Wasser und Leitungswasser (80µS) auf 300µS aufgedüngt).

    Folgendes Kindel habe ich im Herbst 2011 mit nur einem Blatt und zwei Wurzeln von ein und drei Zentimetern erhalten. Mittler weile hat es sich ganz gut gemacht:

    IMG_0787.jpg

    Ich habe es bei Erhalt in Jungpflanzensubstrat gesetzt und seit dem am Westfenster auf meinem Regal stehen.

    Folgendes Phal. pallens Kindel habe ich im Sommer 2012 erhalten, es war ganz gut bewurzelt und es steht in reiner Pinienrinde:

    IMG_0786.jpg




    Stammkindel entstehen bei Phalaenopsis oft und gerne, wenn das Herz der Mutterpflanze tot ist, oder die Pflanze durch Pflegefehler oder andere Umstände einen starken Rückschlag erlitten hat. Ich habe nur diese eine Pflanze, die ein Stammkindel gemacht hat. Die Pflanze habe ich Bare Roots aus den USA erhalten. Das Herzblatt ist nie weiter gewachsen. Es entstand sofort das Stammkindel, welches man rechts sieht.

    IMG_0789.jpg

    Hier kann eine liebe Kollegin sicherlich noch Bilder einer Pflanze einstellen, die einen Kälteschaden erlitten hat. (Danke schonmal dafür :flowers: )

    Manchmal, aber doch selten entsteht auch ein Stammkindel an einer Phalaenopsis, die schon älter und sehr kräftig ist.

    Stammkindel sind nicht so leicht von der Mutterpflanze abzutrennen. Im Normalfall beläßt man es an der Mutterpflanze. Wenn die Mutterpflanze herztot ist, wird diese früher oder später absterben. Ist die Mutterpflanze noch aktiv, kann man das Stammkindel erst abtrennen, wenn es genug eigene Wurzelmasse gebildet hat. Es ist allerdings nicht möglich, das Kindel ohne größere Wunden von der Mutterpflanze abzunehmen. Diese Wunden können schnell zu einem Fäulnis- oder Infektionsherd werden.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 26. Januar 2016
  2. Littlex

    Littlex Guest

    Super erklärt!

    Danke für die Mühe, Gregor!

    :winke:
    Lg,
    Silke
     
  3. Gregor, das ist ein schöner Leitfaden zur erfolgreichen Kultur von Kindeln.
    Ich habe bisher nur ein Stammkindel, nachdem das Herzblatt der Mutterpflanze plötzlich abfiel. Inzwischen hat es auch optisch den leeren Platz bei der Mutterpflanze eingenommen, also von einem Abtrennen des Kindels kann gar keine Rede sein (wozu Du ja auch nicht rätst).
     
  4. Saphir

    Saphir Guest

    Ich habe es auch endlich mal geschafft, die Bilder zusammenzusuchen, die ich beitragen kann. :paperbag:

    Zunächst zwei Pflanzen, die im Februar 2011 einen üblen Kälteschäden erlitten haben und dadurch ausgelöst Kindel produziert haben. Bei der ersten ist die Mutterpflanze komplett eingegangen, und es haben sich zwei Kindel an den Blütentrieben gebildet:

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    Die Blütentriebe haben ziemlich schnell auch noch das zeitliche gesegnet, und so habe ich die Kindel mit ihren kümmerlichen Wurzeln gemeinsam in einen kleinen Topf mit Jungpflanzensubstrat gesetzt. Sie kamen dann in ein Mini-Gewächshaus, aber dennoch wachsen sie sehr, sehr langsam. Hier ein Bild vom Dezember 2012:

    [​IMG]



    Bei der anderen Pflanze hat die Mutterpflanze doch wieder ausgetrieben, gleichzeitig kamen dazu aber zwei Stammkindel.

    Bild vom Mai 2011; hier sieht man zwischen Mutterpflanze und Blütentrieb rechts schon das eine Kindel erscheinen:

    [​IMG]


    Bild vom August 2011; rechts die Mutterpflanze, links die zwei Stammkindel:

    [​IMG]


    Auch diese Pflanze wächst in Jungpflanzensubstrat in einem Mini-Gewächshaus weiter vor sich hin, doch bis sie irgendwann mal wieder blühstark ist, wird es dauern. Aktuelles Bild:

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    Zuletzt noch ein paar Bilder, wie es aussehen kann, wenn eine Pflanze viele, viele Kindel macht. Ein Beispiel ist meine Yardstick, die über und über Kindel schiebt. Ich habe sie als große Pflanze mit vielen Kindeln bekommen, doch leider ist mir die Mutterpflanze irgendwann eingegangen. Der Anblick hat mich aber definitiv überzeugt, Kindel nicht vorschnell abzuschneiden. Die Kinder produzieren weiterhin Kindel über Kindel, so dass ich vielleicht irgendwann wieder einmal so eine Pflanze haben werde. :wink2:

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    Dann habe ich eine Phal. Arlington mit jeder Menge Stammkindeln bekommen. Auch diese Pflanze bleibt definitiv so, wie sie ist, solange die einzelnen Kindel gut wachsen. Sie wird bestimmt einmal wunderschön aussehen, wenn die Kindel alle blühen. *träum*

    [​IMG]
     
  5. rainer1640

    rainer1640 Guest

    Das sind ja sehr brauchbare Berichte. Gregor Du hast es sehr gut dargestellt. So weiss ich jetzt wieder ein bisschen mehr.
    Herrlich.
    LG Rainer
    Kindel 2013.jpg

    Pflanze  Bluete u. Kindel.jpg

    Maerz 2013 Phalaenopsis welche.jpg

    PS: kann mir einer den Namen der Pflanze nennen? Hybride bestimmt? Oder ohne Namen. Aber eine grosse Bluete, mit aussergewoehnlich langer Lippe
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 27. Januar 2015
  6. otti

    otti Guest

    hallo Rainer,

    ich würde die schwarze Schlaufe oberhalb des Kindels entfernen, damit es mehr Platz hat, um Wurzeln zu bilden.
    Du kannst sie ja weiter unten am Stängel wieder anbringen
     
  7. poicephalus

    poicephalus Guest

    Hallo Saphir,

    danke für die Bilder und die Infos. Das ist ja Wahnsinn, deine Mutterpflanze Yardstick.
    Wie haben sich die zwei Kindel im Minigewächshaus entwickelt vom Dezember 2012? Es sind zwar jetzt erst zwei Monate - aber wie geht es den Kindeln?
     
  8. Saphir

    Saphir Guest

    Sonja, die Kindel sind die letzte Zeit überhaupt nicht gewachsen, jedenfalls nicht, dass ich einen Unterschied sehen würde. Das wundert mich aber auch nicht; es war ja sehr dunkel, und das GWH steht auch nicht an hellster Stelle, damit keine Sonne darauf scheint. Wenn du dir überlegst, dass ich sie ja seit Frühjahr 2011 pflege, und wie sie jetzt aussehen - da wird deutlich, dass sie sehr langsam wachsen und eben doch lange brauchen, um wieder aufzubauen. "Normale" Kindel wachsen bei mir deutlich schneller.
     
  9. cappucino07

    cappucino07 Guest

    Hallo,

    Erstmal soery, hier ist jemand ohne Plan *mit dem Finger auf mich zeig*.
    Schneidet man die kindel einfach ab?? Mit der Küchenschere? Ich habe ein ziemlich kräftiges kindel und lese hier bei euch gerade das man sie abnehmen kann, ich möchte meine Pflanze nicht verletzen, deswegen frag ich so genau nach. Also die mutrerpflanze. Blüht auch nach wie vor prächtig, kann es passieren das sie abstirbt wenn ich das kindel entfernt habe? Oder soll ich das kindel dann lieber dran lassen? Ich habe nur bedenken das der stiel irgendwann abknickt wenn das kindel größer und größer wird.
    Danke für eure Hilfe im voraus!
    Liebe grüße
     
  10. Saphir

    Saphir Guest

    Wenn es der Mutterpflanze gut geht, wird sie auch nach Abnahme des Kindels nicht sterben; im Gegenteil, sie muss ja das Kindel dann nicht mehr mitversorgen. Wenn du sicher gehen willst, dass dem Kindel nichts passiert, schneide den Blütentrieb einfach ein paar Zentimeter unterhalb des Kindels ab und topfe das Kindel samt diesem Blütentrieb ein. Ich nehme dafür eine scharfe Gartenschere, aber wenn du nichts Anderes hast, wird es auch eine Küchenschere tun. :original:
     
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