Blogeintrag von Wolle: Phalaenopsis amabilis

Dieses Thema im Forum "Fotos" wurde erstellt von Ingrid, 8. Juli 2014.

  1. Ingrid

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    Naturformen und Primärhybriden.

    Hier nun möchte ich beginnen, euch die Naturformen - ihre Beschreibungen und Synonyme – näher zubringen. Dabei kommt man aufgrund verschiedener historischer Gründe nicht umhin, auch gleich einige der Primärhybriden und Hybriden höherer Generation der großen weißen Arten mit zu betrachten.

    Schaut man in die Monocot Liste von Kew, so findet man folgende Einträge als derzeit anerkannte weiße Arten (ohne var, subsp., forma):

    • Phalaenopsis amabilis
    • Phalaenopsis aphrodite
    • Phalaenopsis philippinensis

    Wie im vorhergehenden Blogbeitrag bereits geschrieben, lasse ich die philippinensis außen vor, da sie in der Regel „weniger“ Probleme bereitet, als die beiden anderen Arten. Sollte es gewünscht sein, auch die philippinensis zu behandeln, gebt mir einfach Bescheid. Das lässt sich sicherlich einbinden.


    Beginnen wir nun mit Phal. amabilis der Typusart der Gattung.

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    Bild einer amabilis von Danae​

    Phalaenopsis amabilis (L.) Blume, Bijdr.: 294 (1825)
    Neben den Abhandlungen in der einschlägigen Literatur (Sweet, Gruss/Wolff, Christenson) gibt die Seite von Bernard Lagrelle einen schönen Überblick.
    Diese Art ist in weit verbreitet und man findet/fand sie zwischen Queensland (Australien) über Borneo (Indonesien) bis hoch nach Palawan (Philippinen).

    Kurze Beschreibung (Angaben zu Größen sind die Normalwerte – Abweichungen nach oben und unten möglich): meist bis zu 5 fleischig, ledrige Blätter, einfarbig grün mit Blattlängen bis zu 50cm und Breiten bis zu 10 cm sind möglich. Die Blüten sind weiß, teilweise auf der Rückseite leicht violett/rosa angehaucht. Der Blütendurchmesser liegt in der Regel zwischen 6 und 10 cm. Die fleischige Lippe ist dreigeteilt und besteht aus 2 aufgerichteten verkehrt-eiförmigen bis verkehrt-lanzettlich und oben abgerundeten Seitenlappen welche bis zu 2 cm lang und 1cm breit sind sowie dem Mittellappen, der kreuzförmig mit seitlich fast dreieckig zulaufenden Zipfeln sowie einem zur Spitze sich hin linear-länglich verjüngenden Mittelstück (2.5 cm lang, 2cm über die seitlichen Zipfel breit). An dessen Ende befinden sich 2 fadenförmige, rankenartige Verlängerungen (2 cm lang)

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    Bild einer amabilis von eerika​

    Das entscheidende Merkmal, anhand man amabilis von den anderen Arten unterscheiden kann, ist der zwischen den Seitenlappen befindliche Kallus. Dieser ist bei amabilis schildartig mit glatten Rändern und einer Kerbe in der Mittel dieser Schwiele. Die oberen Enden des Kallus sind gekennzeichnet durch ein Paar stumpfer zahnartiger Spitzen.

    Phal. amabilis Skizze aus Hermann R. Sweet: The Genus Phalaenopsis Orchid Digest, Orchid of the World Volume 1, 1980, Seite 21
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    Wenn hier Schluss wäre, könnte man meinen, „gar nicht so schwer“. Leider sorgt die oben genannte weite Verbreitung dafür, dass es zur Ausprägung von regionalen Unterschieden kam, die teilweise in akzeptierten/nicht akzeptierten Beschreibungen verschiedener Formen, Varietäten oder Unterarten Ausdruck fand. Die folgenden Skizzen, ebenfalls aus der oben bereits angeführten Referenzliteratur von Hermann R. Sweet The Genus Phalaenopsis, Seite 25 zeigen dies beispielhaft anhand von zwei derzeit auch in Kew akzeptierten Unterarten.

    Phal. amabilis subsp. moluccana
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    Phal. amabilis subsp. rosenstromii
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    Wie man deutlich sieht, entspricht der Kallus weitestgehend dem Typus, der Mittellappen weicht hier aber mehr oder weniger deutlich ab. Während die Darstellung für die regionale Form von den Molukken keinen kreuzförmig aber immerhin noch länglich schmalen Mittellappen zeigt, ist der Mittellappen der vorwiegend australischen Form deutlich kürzer und vor allem auch dreieickiger.

    Die Färbung der Lippe ist sehr variable. Von fast weißen bis stark gelb überhauchten (beispielsweise der 'Sabah' Typ) Mittel- und Seitenlappen sowie unterschiedlicher starker Ausprägung rötlicher Punkte und Streifen auf selbigen gibt es auch verschiedene Färbungen des Kallus. Normalerweise ist dieser weiß bis gelbgrundig mit deutlichen rötlichen Punkten oder Flecken. Bei der derzeit nicht akzeptierten f.concolor fehlen die anthocyaninen Pigmente vollständig. Bei einigen läuft diese Form auch unter var. aurea, welche laut Beschreibung allerdings nur durch die überwiegend gelben Seiten- und Mittellappen gekennzeichnet ist und somit auch „Fleckung“ aufweisen kann.

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    Bild einer amabils vom Martina, gelabelt als aurea. Diese hier dürfte dann wohl am ehesten der f.concolor entsprechen, wollte man diese Form akzeptieren.​


    Phal. amabilis ist schon sehr lange bekannt. Die Erstbeschreibung erfolgte durch Linne schon 1753 als Epidendrum amabilis. Blume nutze diese Art dann 1825 als Typusart für die Schaffung der neuen Gattung Phalaenopsis. In der Folgezeit wurde diese Art noch mehrere Male neu beschrieben und unter verschiedenen Namen zur Hybridisierung verwendet worin meines Erachtens auch der Ursprung des heutigen „Durcheinanders“ bei den großen weißen Hybriden liegt.

    Folgende Synonyme für Phal. amabilis findet man in der Literatur (u.a.):
    • Phalaenopsis grandiflora Lindl., Gard. Chron. 1848: 39 (1848)
    • Phalaenopsis gloriosa Rchb.f., Gard. Chron. 1888(1): 554 (1888)
    • Phalaenopsis rimestadiana (Linden) Rolfe, Orchid Rev. 1905, 13:260 (1905)

    Von besonderer Bedeutung für die Hybridisierung war die letztgenannte rimestadiana, eine besonders großblütige Form der amabilis welche deshalb auch häufig im Register der Hybriden zu finden ist. Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei oben genannten Arten nur um Synonyme der amabilis handelt muss folgendes beachtet werden.
    Bei den im Hybridenregister verzeichnenten Hybriden
    • Phal. Elisabethae (1927) = amabilis x rimestadiana
    • Phal. Jane L. kingsbury (1939) = amabilis x Elisabethae
    • Phal. Pegase (1949) = Elisabethae x rimestadiana
    handelt es sich nicht um Kreuzungen verschiedener Arten sondern um Kreuzungen innerhalb einer Art. Es sind also alles reine amabilis. Die oben genannten „Hybriden“ sind in zahlreichen Generationen der Hybridisierung verwendet worden wodurch es die gleichen Kreuzungen nun unter unterschiedlichen Namen gibt. Aber das ist ein Thema für spätere Beiträge.


    Weiter geht es demnächst mit Phal. aphrodite....

    Bis denne
    Wolle
     
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