Wasser nach Plan

Dieses Thema im Forum "Rund um die Pflege" wurde erstellt von Reinholx, 18. Oktober 2012.

  1. tosh

    tosh Guest

    Die Bücher habe ich nicht gelesen.
    Was hat sich mühe und liebe geben mit deiner Rechnung zu tun?

    Ich mag meine Orchideen sehr, und kann nur aus der Natur ableiten, aber nicht die genauen Bedingungen schaffen.
    Ich habe eine Fesnterbank und kein Regenwald, Steinhang, Würstenwind, Hochnebel. etc
    Wenn du bei dir das Wasser so aussrechnest, müsstest du auch die Sonnenstunden ausrechnen die die Pflanzen täglich haben... und vieles mehr
    Am Naturstandort ist es jedes Jahr auch anders mit der Niederschlagsmenge....

    Vereinfachen tut dein System auch nichts. Wenn ich für jede Pflanze und Topfgröße nachschlagen muss, dann das Wasser ml-genau abmessen müsste würde mir echt der Spaß und jede menge Zeit vergehen.

    wie sieht es bei deiner Rehnung mit Dünger aus?
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 18. Oktober 2012
  2. PinkPanther

    PinkPanther Guest

    Wie genau errechnen sich die ml-Werte? Anhand der Niederschlagsmengen? :???
    Diese werden ja allgemein pro m^2 angegeben, sind also für Töpfe wohl nicht zu gebrauchen (wg. Volumen etc).
    Darüber hinaus sind die restlichen Umweltfaktoren auch nicht so, wie am Naturstandort (Licht, Temp., u.a.)

    Das hört sich für mich alles sehr nach nach Voodo an.
    Ich denke, dass es weit aus sinnvoller ist, sich die nutürlichen Umweltbedingungen anzuschauen und etwa mit diesen
    zu Pflegen (also Ruhezeit -> weniger Wasser niedrige Temp etc)

    So funktioniert die Orchideenpflege sehr gut bei 1000en von Leuten.
    Aber wenn man im Leben nichts besseres zu tun hat, als ml abzumessen, kann man das durchaus machen :happy:
     
  3. Reinholx

    Reinholx Guest

    Echt?

    Genau. So ist das. Niederschlagsmenge im Jahreszyklus. Und die Wachstumsfaktoren abstimmen. Schau mal ein Stück weiter unten. Da steht es.

    Naja, Quadratmeter ist schon der richtige Weg. Der Topf hat auch eine Oberfläche, also Quadratmeter.
    Und was die Pflanze nicht aufnehmen kann bzw. das Substrat, das läuft ab. Unten raus, aus dem Topf. Oder am Baum herunter. Oder bei Eulophia ins Grundwasser.

    Aber das wollte ich gar nicht diskutieren, sondern wissen, wer so vorgeht und mit welchem Erfolg.

    Beste Grüße
    Reinhold
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 19. Oktober 2012
  4. Oh_oh

    Oh_oh Guest

    Ob die Methode mit dem Wasser etwas mit wissenschaftlicher Herangehensweise zu tun hat? Ich denke wenig. Da kann sich eine Pflanze unter dem vorherrschenden Selektionsdruck gerade so behaupten und nun soll man sie zu Hause auch so schlecht behandeln?
    Was ist das Ziel? Ich glaube, dass die Meinung dabei auseinander geht.

    Soll eine Pflanze so gebeutelt aussehen, wie die Mehrzahl am Naturstandort?
    Soll sie eine Vielzahl von Blüten in bester Haltung hervor bringen, um prämiert zu werden oder
    soll sie in kürzester Zeit aufgepustet werden und mit Blüte schnell verkaufsfähig sein?

    Es gibt bestimmt noch andere Ziele.
    Was allein die Wassergaben angeht, lese ich hier bei so manchen Arten, dass sie ihre Ruhe eigentlich gar nicht benötigen.
    Ich denke, dass die Aufpust-Kultivateure am wissenschaftlichsten ihre Pflanzen pflegen. Die haben ihre Kulturen nach dem System Versuch und Irrtum entwickelt und dabei alle wissenschaftlichen Register gezogen.
    Die Methode Versuch und Irrtum vollziehen wir ja auch fast alle, berichten hier darüber und lernen aus den Berichten Anderer.
    Wenn die Methode der Nachahmung von Niederschlagshäufigkeiten hier so große Ablehnung erhält, ist das ein Ergebnis der versammelten Erfahrungen derjenigen, die sich äußern. Die Motive mögen verschieden sein und nur Wenige argumentieren mit dem Gefühlsargument. Mit dem Letzteren kann man natürlich alles erschlagen.

    Gruß Ralf
     
  5. Reinholx

    Reinholx Guest

    Ausgewogen

    Der Selektionsdruck bewirkt Anpassung. Und die schlägt durch bis in die Gene. Und damit werden wir geboren und leben das aus. Nein?


    Lustig, daß Du das sagst. Mein Gott, eine Pflanze vom Standort hätte auf der geputzten Fensterbank keine Daseinsberechtigung.



    Ja, welche würdest Du definieren? Würde mich interessieren.


    Ja, klar. Wir sind jetzt wieder am Standort.
    Deswegen hänge ich meine E. citrina nicht mehr in die Knall-Sommer-Sonne.
    Sie hält das aus, aber macht die Schotten dicht und wartet auf bessere Zeiten.
    Das kann man ihr und anderen ersparen.
    Stimmt.
    Aber.
    Andere Arten brauchen die Ruhe-Trocken-Zeit. Sonst kommt ihre Genetik durcheinander.
    Wir können nicht alle Orchideen einfach durchpflegen. Nein?


    Nein, es ist die versammelte Unerfahrenheit oder Halbwissen.

    Aber das wird doch getan? Kalte Zahlen gegen heiße Liebe?

    Ralf, sag mir bitte, was Du für Erfahrungen mit kontrollierter, datenbasierter Pflege hast?
    Würde mich sehr interessieren.

    Beste Grüße
    Reinhold
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 19. Oktober 2012
  6. Oh_oh

    Oh_oh Guest

    Anpassung muss doch nicht eine Einengung auf bestimmte Umweltverhältnisse bedeuten. Wie würdest Du einen Menschen pflegen? Welche Umweltverhältnisse würdest Du heran ziehen.


    Das muss doch Jeder für sich entscheiden. Ich definiere nur meine eigenen, ganz privaten Ziele. Diese sind abhängig von den Standorten, die ich bieten kann und meinem Schönheitsempfinden.

    Hallo, das war ein Beispiel dafür, wie irrelevant die Niederschlagsdaten für die Praxis sein können. Ich kann auch andere aufführen. Du hast z. B. Epiphyten, die an der Unterseite von Ästen klammern. Andererseits wächst die gleiche Art aber auch an einer bestimmten Seite eines Baumes oder auch bei leichtem Ast-Überhang. Die Wasserversorgung sollte bei allen genannten unterschiedlich sein.
    Noch gravierender ist das, wenn wie so oft verschiedene Genotypen in den Handel gebracht wurden, deren Ansprüche sich unterscheiden. Es existiert natürlich nicht an jeder Pflanzenentnahmestelle eine Klimastation. Das entsprechende Mikroklima vermittelt auch keine Klimatabelle.
    Nimm mal unsere heimischen Orchis auf Xerothermstandorten. Die Bereiche sind nie so groß, als dass sie in normalen Wetteraufzeichnungen berücksichtigt werden. Es ist ein Glücksfall, wenn mal eine Uni dort Erhebungen tätigte und diese auch noch ins Netz stellt.

    Also das "kontrolliert" kannst Du vergessen. Wer soll etwas kontrollieren und wer kontrolliert die Kontrolleure? Ich freue mich immer, wenn ich ein Lebensmittel aus kontrolliertem Anbau kaufe.
    Also ich sammle über eine mich evtl. interessante Art erstmal ewig Daten im Netz. Die gehen in die Zwischenablage und werden in das Programm Onenote eingefügt. Letzteres schreibt dann automatisch die Quelle dazu. Die Datei landet in der kostenlosen Cloud "Skydrive", so dass ich von allen Computern und meinem Smartphone Zugriff habe.
    Oft erscheinen dort völlig gegensätzliche Angaben, die sich auch widersprechen.
    Aus dem Ganzen muss ich dann mit meinen Erfahrungen oder mit meinem Unwissen Schlussfolgerungen ziehen. Oder auch hier im Forum nachfragen.
    Wenn ich die Art dann besitze speichere ich sie auf dem Smartphone in eine Datenbank/Aufgaben/Terminplaner -App. Dort werden erstmal die Ruhezeiten, Blütezeiten, Umtopfzeiten u. a. notiert und laufend mit meinen Erfahrungen überschrieben, bzw. ergänzt.
    Wenn man dann jahrelang mit einer Art erfolgreich zu tun hat, kommt das was hier mit "Gefühl für die Pflanze" gemeint wurde.

    Ich finde übrigens auch wichtig, mit erfahrenen Gärtnern zu sprechen. Ich habe mal einen erlebt, der bei einer Führung im Botanischen Garten den Studenten sagte, dass Probieren über studieren gehe. Blöder Spruch, aber ich fand ihn in dem Zusammenhang lustig. Die Kulturerfolge sprachen für ihn.

    Gruß
    Ralf
     
  7. unsane

    unsane Guest

    Moin,

    erst einmal will ich mich outen. Der Entwickler dieser Methode bin ich. Auslöser mir über die natürlichen Wachstumsrhytmen der tropischen Erd-Orchideen nähere Gedanken zu machen war eine Eulophia guineensis. Diese befindet sich jetzt 11 Jahre in meinem Besitz. In der Anfangszeit habe ich sie gepflegt, wie Herr Senghas es auf der Karteikarte für die Art empfohlen hat. Die Pflanze ist bei mir 7 Jahre nur dahinvegetiert, die Knollen waren klein und sie hat nie geblüht. Dann habe ich mir mal die Regenverteilung im Verbreitungsgebiet der Art angesehen und mit einer Tabellenkalkulation die Werte der einzelnen Monate gemittelt. Laut Karteikarte soll man schon im Juli/Aug mit dem Gießen aufhören. Im gesamten Verbreitungsgebiet kommt man aber auf eine ausgedehnte Regenzeit bis Oktober. Die Ruhezeit beträgt nur ca. 3 Monate. Seid ich die Pflanze nach dem von mir errechneten Wuchsrhytmus pflege, sind die Stammknollen gänseeigroß und blühen regelmäßig. Jetzt füllt die Pflanze schon eine Schale von 25 cm Durchmesser.
    In der Zwischenzeit habe ich die Methode verfeinert und auf den Temperaturverlauf ausgedehnt. So kamen immer mehr Pflanzen dazu und nun besteht meine Fensterbrett-Sammlung aus genau 60 Arten tropischer und subtropischer Erd-Orchideen. Darunter sind auch einige echte Raritäten und meine Habenaria myriotricha ist tatsächlich die größte/reichblütigste Pflanze, von der man ein Bild im Internet finden kann .
    Für mich ist die Methode eine Möglichkeit, mehr über meine Pflanzen zu erfahren und danach zu handeln. Als Gärtnermeister bin ich aber auch Fachmann genug, um zu erkennen, wenn ich mal davon abweichen muss. Man muss die Pflanzen immer noch bewusst beobachten.
    Das die Ökologie an den Standorten anders ist, ist mir absolut bewusst. Auch das eine Pflanze fast immer nur da wächst, wo sie noch stark genug ist, um noch schwächere Konkurrenten zu verdrängen weiß ich. Das hat aber mehr mit kleinklimatischen sowie edaphischen und ernährungsbedingten Faktoren zu tun.
    Eine Pflanze hat sich aber nicht zufällig an die Klimafaktoren eines bestimmten Gebietes angepasst und das ist der Hintergrund meiner Methode. In Bezug auf das Großklima sind sie nämlich oft sehr anpassungsfähig.
    Über epiphytische Orchideen kann ich noch nicht viel sagen, die sind noch in der Erprobungsphase. Da experimentiere ich noch mit dem Substrat. Aber die genetisch festgelegten Wuchsrhythmen der Art in ihrer Gesamtheit gelten auch für diese Orchideengruppe.

    Für mich entsteht auch der Eindruck, das andere Wachstumsfaktoren für die Pflanze ein wenig in den Hintergrund rücken, wenn die Wasserversorgung und die Temperaturen stimmig sind. Z.B. wächst die als sehr luftfeuchtigkeitsbedürftig bekannte Panamahut-Palme, Carludovica palmata, bei mir sehr gut, ohne das ich darauf besonders achte, sie sehr luftfeucht zu halten. Das gilt auch für Chamaedorea seifrizii, eine Bergpalmen-Art aus feuchten Wäldern Yukatans.

    Versteht die Methode einfach als Hilfe, die Pflanzen besser kennenzulernen. Für Fensterbrettpfleger mit weniger Pflanzen ist sie sicher auch praktisch durchführbar, für Gewächshauspfleger nur eine Leitlinie zum erwähnten kennenlernen.

    Meine Exemplare sind auf jeden Fall weit davon entfernt naturnah-kümmerlich auszusehen. Ausserdem bin ich kein kalter, rationaler Fisch. Ich liebe meine Pflanzen und pflege sie, weil ich sie schön finde. Die Pflanze steht absolut im Vordergrund und diese Methode ermöglicht es mir jetzt, die von mir besonders geliebten tropischen Erd-Orchideen optimal zu pflegen.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 2. November 2012
  8. unsane

    unsane Guest

    Ein paar Beispiele:
    Gennaria diphylla,
    Dienia ophrydis,
    Habenaria myriotricha,
    Pelexia olivacea,
    Ponthieva orchioides,
    Sacoila lanceolata,
    Serapias parviflora.

    Dienia ophrydis 2010-6 (2).jpg

    Gennaria diphylla (5).jpg

    Habenaria myriotricha 2008-4 (1).jpg

    Habenaria myriotricha 2008-4 (8).jpg

    Pelexia olivacea (7).jpg

    Ponthieva orchioides (7).jpg

    Sacoila lanceolata (7).jpg

    Serapias parviflora (1).jpg
     
  9. Ingrid

    Ingrid Administrator Mitarbeiter

    Registriert seit:
    5. September 2005
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    auf'm Kuhberg links
    Hallo (Stefan?)

    So wie du es erklärst, kommt es viel seriöser und glaubhafter an, und deine Pflanzen schauen phantastisch aus.
     
  10. Reinholx

    Reinholx Guest

    Es funktioniert

    @Stefan

    Nach Deiner Methode bekommen die Pflanzen individuell das, was sie brauchen.
    Und man sieht das auch.

    Ich habe ebenfalls eine Eulophia auf dem Gießplan.
    Sie ist noch nie besser gewachsen. Ich hoffe, daß sie im Frühjahr wieder mal blüht.
    Die Vergleichspflanze (Rückbulben aus derselben Pflanze) bei einem Orchideenfreund sieht "anders" aus.
    Der Vergleich führt zum Grübeln und zu Pflegeänderung...

    Beste Grüße
    Reinhold
     
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