Unterscheidung wilsonii, honghenensis und hainanensis

Die drei Arten wilsonii, hainanensis und honghenensis sind kaum auseinanderzuhalten und scheinen auch mit fast wahllosen Namenszuschreibungen verkauft zu werden. Deshalb hab ich mal sämtliche mir zugänglichen Quellen durchforstet und Beschreibungen zusammengetragen. Die Quellen sind der Christenson, der Sweet, und die Erstbeschreibungen von honghenensis, hainanensis, wilsonii, minor und chuxiongensis, soweit ich das Latein verstehen konnte. Die Erstbeschreibungen aller Arten hat dankenswerterweise Phil in Orchideenkultur zusammengetragen. :flowers: für Phil! Leider kann ich wg. Urheberrecht die Zeichnungen der Lippe etc hier nicht direkt posten.

Vielleicht können wir Bilder unserer diversen Pflanzen zusammentragen und versuchen, Klarheit darüber zu schaffen, was die eigentlich sind?


Phalaenopsis wilsonii:

Erstbeschreibung durch Rolfe (1909), Artikel hier:
Beschreibung von Phal. minor, die von Christenson als Synonym betrachtet wird, von Liu (1988), Artikel hier:

Beschreibung laut Christenson:
Mittellappen umgekehrt herzförmig mit Einkerbung am Ende und elliptischer Noppe unterhalb des Apex, Kallus zweireihig
BT lang, nie verzweigt, bis 20 cm lang; 10-15 sich gleichzeitig öffnende Blüten; Blüten ca. 4-5 cm groß
Blätter länglich-elliptisch, spitz zulaufend

abweichende oder zusätzliche Informationen:
nach Sweet: Wurzeln glatt; BT bis 20 cm, häufig viel kürzer; Seitenlappen deutlich gefaltet
nach Rolfe: Wurzeln warzig; Blüten ca. 3-4 cm groß
nach Liu (für Phal. minor): Wurzeln warzig; Säule leicht gebogen; 4 ungleich große, birnenförmige Pollinien; BT bis 30 cm lang; Blüten ca. 3 cm groß


Phalaenopsis hainanensis:

Erstbeschreibung durch Tang & Wang (1974), Artikel hier:
Beschreibung von Phal. chuxiongensis, die von Christenson mit Vorbehalt als Synonym betrachtet wird, von Liu (1996), Artikel hier:
Von Kew wird hainanensis als Synonym für wilsonii betrachtet.

Beschreibung laut Christenson:
Mittellappen verbreitert sich zum Ende hin, so daß er dreilappig wird, abgerundet-stumpf auslaufend (keine Einkerbung); Kiel auf dem Mittellappen, Kallus 2 Reihen von je 2 Fortsätzen
BT Traube oder leicht verzweigte Rispe, Hauptstengel bis 30 cm lang; 8-10 blaßrosa Blüten; Blüten ca. 2,5 cm groß
Blätter länglich, stumpf endend

abweichende oder zusätzliche Informationen:
nach Tang & Wang: Wurzeln warzig, flach; Rispe verzweigt; Mittellappen gekielt oder sogar mit Lamellen; Blätter stumpf endend
nach Liu (für Phal. chuxiongensis): Wurzeln warzig; hängender BT bis 13 cm, 2-8 Blüten; Blüten ca. 4 cm groß; Mittellappen umgekehrt herzförmig; Apex gewellt, gelb gefleckt; beim Apex kissenförmiger Kiel; 4 birnenförmige Pollinien; Blätter spitz zulaufend


Phalaenopsis honghenensis:

Erstbeschreibung Liu (1991), Artikel hier:

Beschreibung laut Christenson und Liu:
Mittellappen unter dem Apex am breitesten, zu beiden Enden hin verjüngt; Ränder der Länge nach unter der Lippe eingerollt, so daß sie von oben u.U. ränderlos aussieht; winziger Sporn; Kallus zweireihig; 4 runde, ungleich große Pollinien
Wurzeln leicht warzig
BT kurz, unverzweigt, bis 5 cm lang; 3-6 rosa bis blaßgrüne Blüten; Blüten ca. 2,2-2,9 cm groß
Blätter elliptisch, spitz zulaufend

 

So, dann mach ich mal den Anfang

Phal. wilsonii von Ludwig, die aus meiner Sicht eine honghenensis ist:



Sie hat übrigens stark nach Walderdbeere geduftet.
Da die Pflanze aus einer eigenen Aussaat stammt, gehe ich davon aus, daß alle Ludwig'schen wilsoniis in Wirklichkeit honghenensis sind.

 

Mach mal weiter

Gekauft als honghenensis







Duft fruchtig und sehr angenehm

LG Heidi

 

Hallo Heike,

danke für die schöne Zusammenstellung.
Für mich ist immer noch die Differenzierung von wilsonii und honghenensis unklar.
Folgend will ich mal versuchen die Arten in Bildern darzustellen, wie ich sie interpretiere. Hierzu will ich Bilder von mir und aus dem Internet verwenden

1. honghenensis: warzige Wurzeln, kleine sternförmige Blüten mit offener Haltung, relative kurze und schmale Lippe, die meißt an der Spitze umgeschlagen ist, nippelförmiger Sporn, meistens kurze Blütentriebe.
Christenson schreibt ja in seinem Buch, das die meißten sich um Umlauf befindlichen wilsoniis, honghenensis sind. Ich sehe das genauso. Gute Bsp. sind die wilsoniis von Ludwig und Kenntner.

 

2. wilsonii: extrem warzige Wurzeln, sehr breite und lange Lippe, deutlich größere Blüten als honghenensis, Blütenhaltung geschlossen, Form der Tepalen runder als bei honghenensis.
An verschiedenen Stellen werden diese Pflanzen auch als P. chuxiongensis bezeichnet.

 

3. hainanensis: in China werden als hainanensis meist Pflanzen mit grünen Blüten bezeichnet. Außerdem sollen die Wurzeln glatt sein.

 

nun noch ein paar Bsp. für Pflanzen bei denen ich mir nicht sicher bin:

als hainanensis gekauft, geht am ehesten in Richtung honghenensis:







Dann gibt es noch Pflanzen die von der Blüten- und Lippenform/größe irgendwo zw. honghenensis und wilsonii liegen. Dazu habe ich gerade kein Bildmaterial zur Hand außer vielleicht folgende:



das Problem bei solchen Pflanzen ist, das die Herkunft meist nie bekannt ist und uns auch wenig Infos über die Verbreitung der Arten in der Natur zur Verfügung stehen. Nicht auszuschließen sind Übergangsformen, Naturhybriden und einfach unterschiedliche Populationen einer Art, die dann gewisse Unterschiede innerhalb der Art mit sich bringen.

dann gibt es noch komische Mischformen aus braceana und honghenensis, jeden Falls sehen sie für mich so aus. Leider ist bei diesen Pflanzen auch kaum was über die Herkunft bekannt. Bsp. hierfür ist zum Bsp. Evas lila braceana die sie mal im Forum gezeigt hat. Die folgenden 4 Pflanzen stammen alle aus einem Batch und waren als braceana beschriftet. Ich finde honghenensis kommen sie noch am nächsten:

 

Hi Soli

Tolles Thema das du da eröffnet hast.
Dann mach ich auch mal mit.

Meine " wilsonii " hab ich am 07.11.09 bei O&M als wilsonii gekauft. Sie blüht derzeit an 2 Blüten. Duft konnte ich noch keinen ausmachen.

Die Pflanze, es sind letztendlich 2 Pflanzen aufgebunden.


Das Blattwerk. Pro Pflanze je 2 Blätter.


Die Wurzeln.



Schon sehr warzig.



Die Blüte.



Die Seitenansicht.



Lippendetails.








Also ich geh jetzt mal davon aus, das es eine wilsonii ist.

 

Heidi, deine Pflanze ist super! Ich glaube, honghenensis paßt, zumindest wüßte ich keine bessere Alternative

Martin, danke für die geniale Zusammenstellung, ich glaube, das bringt uns sehr viel weiter! Zumindest waren die wilsonii-Bilder für mich neu, da ich offenbar bisher nur honghenensis gesehen habe, und ebenso das nicht unwichtige Detail, daß wilsonii-Blüten deutlich größer sind als die von honghenensis.

Loni, ich mußte über die "sehr warzigen" Wurzeln lachen, sehr cool! Sie sehen wirklich ziemlich pustelig aus. Die Blüten sehen gegenüber dem Korkstück ziemlich groß aus, größer als die honghenensis, die ich bisher gesehen hab. Hast du mal nachgemessen? Ich bin etwas von der gebogenen Lippe irritiert, aber aus meiner Sicht könnte es schon eine wilsonii sein. :???
Noch was anderes: Falls du den Christenson zuhause hast, kannst du vielleicht die Seitenlappen der Lippe mit der Zeichnung von wilsonii vergleichen? Zumindest hoffe ich, daß die Seitenlappen dort auch drin waren. Die sollen deutlich gefaltet sein (laut Sweet), und das ist wohl eher schwierig zu fotografieren...

 

Hi Soli,

also die Blütenbreite beträgt 37mm und die Höhe 38mm. Leider hab ich keinen Christenson und keinen Sweet. Da mein Englisch sehr zu wünschen übrig läßt, erübrigt sich das.