Orchideenrettung: Tütenmethode

Dieses Thema im Forum "Technisches" wurde erstellt von DerMuedeJoe, 21. Dezember 2005.

  1. DerMuedeJoe

    DerMuedeJoe Guest

    Da dieses Thema doch schon mehrach hier immer wieder und wieder auftaucht. Nutze ich die Gelegenheit, dass ich gerade einen Mißhandlungsfall einer Phalaenopsis zur Rettung bekommen habe.
    Um das Thema hier für alle Mal erledigt zu wissen.
    Und da ihr so zu sagen alles live mit erleben könnt, werden hier hoffentlich alle etwas lernen.

    Ich bereite gerade den Artikel vor den ich in Kürze hier beginnen werden.

    Gruß

    Bernd
     
  2. DerMuedeJoe

    DerMuedeJoe Guest

    Und so gehts!

    Wir erarbeiten uns das Thema an Hand einer Phalaenopsis. Dies dient als Erleichterung und was anders Krankes habe ich sonst nicht hier.

    Grundsätzliches zur Tütenmethode.
    In einer Tüte können wir ein künstliches Kleinklima erzeugen. In diesem kann das Wasser ständig zirkulieren und erreicht so leichter die gesamt Pflanze ohne diese gleich vollständig ertrinken zu lassen. Dies würden wir mit herkömmlichem Sprühen nie so gleichmäßig schaffen.
    Die gespannte Luft innerhalb der Tüte sorgt dafür, dass die Pflanze sich relativ an die gegebenen Umstände an passt.
    Anders als bei uns könne Orchideen so eine saunaartige Luft leichter abhaben.

    So nun kommen wir zum wesentlichen.
    Zu aller Erst holt ihr die Pflanze aus dem Topf und schaut sie euch ganz genau an.

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    Am wichtigsten bei der Betrachtung ist der Blick auf die Wurzeln. Von Vorteil ist immer wenn wenigstens noch ein oder ein paar Wenige vorhanden sind. Das bringt die gesamte Pflanze wieder in Schwung.

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    Das Beispiel hier hat zwar noch genug Wurzeln ist aber sichtlich geschwächt, was man an den sehr ausgelaugten Blättern erkennen kann.
    Allerdings ist eine Wurzellosigkeit auch kein Problem. Denn selbst ohne Wurzeln kann sich die Orchidee über gespannte Luft und der sehr hohen Luftfeuchtigkeit innerhalb der Tüte auch ohne Wurzeln sehr leicht Wasser aufnehmen. Denn Orchideen können ebenfalls über ihre Blätter Wasser aufnehmen, was durch die kleinen Lufttröpfchen problemlos möglich ist. Wiederum zu beachten ist hier, dass wir das mit herkömmlichen besprühen nicht wirklich so sicher hinbekommen würden. Und die ohne hin geschwächte Pflanze noch über einen Herztot/-fäulnis ganz zu Grund richten könnten.

    Der nächste Schritt geht schon an die Substanz. Zu allererst wird die Orchidee erst einmal kräftige geduscht. Lauwarmes Wasser ist hier am besten, dass regt dann schon einmal die Pflanze an und zeigt ihr, dass man sich nun um sie kümmert.
    Sorgt dafür dass kleine Schmutzteilchen genauso abgespült werden, wie auch die großen. Aber säubert sie nur mit dem Wasserstrahl. Ja keine Bürsten oder raue Tücher verwenden.

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    Nun sollte die Orchidee gründlich gereinigt sein. Noch anhaftende Rindestückchen vorsichtig abziehen.
    Schaut euch eure Orchidee nun genau an.
    Wo müsst ihr wie was abschneiden.
    Wichtig ist, dass möglich viel gesunde Masse vorhanden ist. Denn je weniger von der Pflanze vorhanden ist, desto schwieriger und langwieriger ist das Ganze.
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    Nach dem ihr nun dir Orchidee genau studiert habe und entschieden habt, wo ihr etwas abschneiden müsst. Solltet ihr ein desinfiziertes Messer oder eine scharfe saubere Schere verwenden.
    Wir wollen ja keine Keime einschleppen, die die ganzen Bemühungen zu Nichte machen.

    Abgestorbene, vertrocknete und faulende Wurzeln abscheiden. Restliche Faulstellen vorsichtig entfernen und mit einem Pilzhemmer behandeln. Breitbandfungizite sind hier genauso funktionell (wohl aber sicherer), als auch eine Zimtpaste, die man allerdings selbst herstellen kann.
    An den kranken oder kaputten Blättern schneidet ihr bis ins gesunde Blatt, aber bitte nur ein paar Millimeter.
    Die Blattkanten flamme ich mit einem Feuerzeug an, dass geht schnell und ist eine sichere Methode. Bitte geht nur an der Kante entlang und macht dass solange die Pflanze noch vom Abduschen nass ist.

    Anschließend sollte eure Pflanze nun so aussehen.

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    Ohne Moos nichts los.
    So lautet ein bekanntes Motte, welches hier auch gilt.
    Viele schwören auf lebendes Moos. Meine Meinung ist, dass das vielleicht nicht schlecht sein wird, aber getrocknetes macht hier dieselbe Arbeit. Denn es kann genauso gut für die Wasserzirkulation dienen, wie das lebende.
    Und mehr wollen wir ja auch nicht.

    Ihr packt euren Schützling vorsichtig in das Moos ein. Achtet darauf, dass alles eingepackt ist. Sind viele Wurzeln übrig, dann muss hier nicht jede kleine Wurzelspitze eingepackt werden.

    Nun sitzt die Orchidee im Moos.
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    Was ihr zum Schluss noch benötigt ist eine durchsichtige Tüte in passender Größe. Achtet für ausreichende Höhe. Die Blätter sollten nach oben hin ausreichend Platz haben.
    Auch ein gutes das Luftvolumen sollte gegeben sein.
    Denn die Tüte wird verschlossen. Sonst hätten wir ja kein abgeschlossenes System.
    Steckt die "bemooste" Orchidee nun in die Tüte. Pustet etwas Luft hinein und verschließt die Tüte.

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    Nun könnt ihr sie an einen hellen/halbschattigen warmen Platz hängen. Vermeidet direkte Sonneneinstrahlung, denn ihr wollt sie ja nicht kochen.

    Die nächsten Schritte folgen in ein paar Wochen, denn ab hier heißt es nun abwarten, denn bis die Pflanze sich regeneriert hat und wieder richtig Lust hat zum Wachsen und Weiterleben, kann es gut acht bis zehn oder mehr Wochen dauern. Ihr solltet geduldig mit der Kranken sein, denn hier heißt es, alles gute kommt mir der Zeit. Erst wenn die Orchidee richtig stark ist, neue Wurzeln getrieben hat und am Besten noch neue Blätter, erst dann ist es Zeit sie wieder an die Luft zu lassen.
    Apropos Luft. Während die Tüte so herumhängt, empfiehlt es sich regelmäßig mindestens einmal die Woche die Tüte nach Schimmel zu überprüfen. Auch wenn das Moos antibakteriell wirkt, ist es wirkt es nicht funguzitisch.


    Gruß

    Bernd
     
    Lizz1717 gefällt das.
  3. Simon

    Simon Guest

    Wir nehmen immer deutlich mehr Sphagnum und stellen die TÜten dann unter Leuchtstoffröhren.

    Auf jeden Fall eine sehr wirkungsvolle Behandlungsmethode für schwächelnde oder mißhandelte Pflanzen.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 22. Dezember 2005
  4. adv

    adv Guest

    Hallo,
    gibt es zu dieser Methode auch negative Erfahrungen ?
    Wenn ja, wäre es schön wenn sie hier aufgeführt würden.
    Vielleicht ist ja auch der Grund bekannt, warum es in einem
    bestimmten Fall nicht geklappt hat.
     
  5. Katrin

    Katrin Guest


    Bei mir hat es trotz mehrmaligen Versuchen nie geklappt. Wahrscheinlich lags daran, dass ich nie den optimalen Platz für die Tüte gefunden habe, der gleichzeitig warm und hell war. Im Gewächshaus oder im Wintergarten ist das bestimmt einfacher.

    Die Orchidee von Bernd ist mir auch noch nicht krank genug, um sie in die Tüte zu stecken. Wenn ich mir die Wurzeln anschaue, müsste sie es auch bei normaler Pflege schaffen. Aber darüber kann man geteilter Meinung sein.
     
  6. DerMuedeJoe

    DerMuedeJoe Guest

    Hatte doch geschrieben, dass ich nichts kränkeres da habe.
     
  7. adv

    adv Guest

    Hallo Bernd,
    Sei doch froh ;) .
    Hast Du auch ein Bild von der Pflanze, nachdem Du sie wieder der Tüte entnommen hast ?
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 22. Dezember 2005
  8. Taschira

    Taschira Guest

    Negative Erfahrungen:

    * zwei Phalaenopsis-Pflanzen (Jungpflanze und eigentlich blühstarkes Exemplar), beide mehr wie angeschlagen, haben den Tütenversuch nicht überlebt

    Vermutung: zu feuchtes Mikroklima in der Tüte. Denn Phalaenopsis mag es ja dann doch eher nicht zu luftfeucht.

    * eine Rhynchovanda-Rhynchostylis-Hybride

    Positive Erfahrungen:

    * Laelia_purpurata_Jungpflanzen (Tütenmethode als Kinderstube)
    * Cattleya_Naturform (auch als Kinderstube)
    * Laelia crispa (von fast tot und ohne jegliche intakte Wurzel per Maxitüte nach einem Jahr wieder mit Wurzeln und zwei kräftigen Neutrieben)
    * Laelia dayana (in der Tüte nach einem Jahr "Nichts passierte Pause" nun mit zwei Neutrieben)


    Gruss Kerstin
     
  9. matucana

    matucana Guest

    Hi zusammen,

    positve Erfahrung:

    - Wurzelwachstum von Laeliocattleya Gold Digger "Orchid Jungle" nach zwei Monaten in Tüte und Sphagnum:
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    - drei weitere 3-Euro-Problemfälle (Wurzelverlust durch verrottetes Substrat)

    negative Erfahrung:
    - Laeliocattleya Gold Digger "Orchid Jungle"?!? Aus demselben Topf; die beiden waren auseinandergefallen, bisher kein Wurzelwachstum
    - Oncidium-Hybride, bisher kein Wurzelwachstum; meine Vermutung ist, dass es momentan zu dunkel ist
     
  10. AndiL

    AndiL Guest

    Hi,

    negative Erfahrug:
    • Ascocenda-Hyb,gefault.
    Das ist bei allen Vanda-Ähnlichen das Problem, wurde auch mal in einem Thread vorher erwähnt das für diese Arten die permanent hohe Luftfeuchte nicht Vertragen (Vglb. mit wasser in den Blattachseln).

    Im Moment läuft ein Versuch mit einer Catt.-Hyb.

    LG Andreas
     
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