Ich möchte gern Naturformen halten, aber...

Dieses Thema im Forum "Naturformen" wurde erstellt von MoraT, 29. April 2012.

  1. MoraT

    MoraT Guest

    Guten Morgen

    Seit gut einem halben Jahr habe ich mich mit der Theorie der Haltung von Orchideen auseinandergesetzt, Fachbücher gelesen, im Internet recherchiert, mich auf zwei Ausstellungen mit Züchtern unterhalten und in verschiedenen Foren nachgelesen. Aufgefallen ist mir, dass ich auf den Ausstellungen von den Züchtern zu einer Orchidee verschiedene Haltungs- und Pflegehinweise bekommen habe, aber auch im Internet sind die Aussagen oft nicht konform. In erster Linie betrifft das die Naturarten.

    Nun zu meinem Anliegen.
    Seit gut zwei Jahren besitze ich zwei Phalaenopsis (Danielle und Yellow Treasure) und seit ca. anderthalb Jahren eine Miltoniopsis (Plemont Point). Wie ihr seht, Hybridenklassiker. Die wachsen und blühen ohne das ich mich wirklich viel um sie kümmere. (Weniger ist ja oft mehr.)
    In der letzten Zeit faszinieren mich aber immer mehr die Naturarten und ich möchte in meiner neuen Wohnung mir welche zulegen.

    Meine Frage: Welche Naturorchideen würdet ihr mir empfehlen.

    Die Rahmenbedingungen: Fussbodenheizung, jeder Raum einzeln regulierbar, im Sommer schaltet diese auf Kühlung um, wobei ich die Temperatur individuell regulieren kann.
    Die Wohnung hat grosse Glasfronten, also sehr hell und sie ist gegen Südwest ausgerichtet, allerdings von Anfang Dezember bis Mitte Januar keine Sonne, da die Berge zu hoch.
    Ich habe oft gelesen, dass die Höhe auch eine Rolle spielt. Ich wohne auf 655 m und das Klima ist eher trocken (Wallis). Ich weiss eben nicht, ob auch Luftströmungen ausserhalb der Wohnung einen Einfluss haben, vor allem der Föhn, ein regelmässig auftretender, trockenener Fallwind.

    Ich habe auch ein paar Wunschorchideen:

    Bulbophyllum dearei
    Bulbophyllum pingtungensis
    Bulbophyllum rufuslabrum
    Trichoglottis putida
    Lockhartia hercodonta

    Alle bevorzugen wohl Halbschatten und Temperaturen zwischen 14 und 25°C.

    Ich bedanke mich schon einmal und wünsche allen noch einen schönen Sonntag.

    LG Thomas
     
  2. jüba

    jüba Guest

    Meinst du Trichoglottis pusilla?
    Die pflege ich in einem großen Glas an einem Ostfenster mit Morgensonne. Das Glas hat einen Deckel, den ich 1x täglich zur Belüftung öffne.
    Habe sie seit ca. 6 Monaten und da sie schon das 2. Blatt schiebt, scheinen ihr diese Bedingungen zu gefallen. Ich glaube eher nicht, dass diese Art sich in der trockenen Wohnungsluft wohlfühlen wird.

    Auch Bulbophyllum sind doch eher Arten für die Vitrine, denke ich.

    Warum fängst Du nicht mit Phalaenopsis-Naturformen an? Darunter gibt es doch einige, die man auf der Fensterbank pflegen kann, wenn man die Bedingungen an die Pflanzen anpasst (z.B. Schalen mit Wasser o. Blähton zur Erhöhung der Luftfeuchte).
     
  3. Aminos

    Aminos Guest

    Meine erste Naturform war Caularthron Bicornotum oder so, wächst super. Ich würd dir zu Catasetum oder Coelogyne (warm) raten, wenn du dir zutraust das mit der Gießpause richtig zu machen. Ich hab meine seit Winter und alle treiben bereits aus, ich tauche die nun. Oder Angraecum Sorten, die sind nicht ganz so sonnenliebend wie Vandas. Wollte auch diese Trichoglottis hab mich dann aber für Vanda suavis entschieden da ich was pflegeleichteres wollte.
     
  4. emmi

    emmi Guest

    Wie willst Du sie halten? Getopft in der Wohnung, aufgebunden in der Wohnung, in einer Vitrine/Terrarium...? Und wie viel Zeit hast für die Pflege? Täglich? Einmal wöchentlich? Seltener?

    Bulbophyllum dearei
    Bulbophyllum pingtungense
    Bulbophyllum rufuslabrum = Bulb. coweniorum?

    Du hast Dir eher groß werdende Arten ausgesucht, die alle drei leicht stinkende BLlüten haben. Generell sollten die alle in Wohnungskultur gedeihen können, aber es kommt eben auf die Feinabstimmung an.
     
  5. Oh_oh

    Oh_oh Guest

    Ich lese öfter hier im Forum, dass die reinen Arten bei Einigen hier beliebter sind. Warum eigentlich?

    Mir ist klar, dass es sinnvoll ist, insbesondere bedrohte Arten in Erhaltungskulturen zu bewahren. Hier könnten Botanische Gärten noch wesentlich mehr dazu beitragen. Aber dieses Argument lese ich im Forum nicht.
    Bei meiner Auswahl spielen außer meinen Haltungsbedingungen Dinge eine Rolle, wie das, was ich als schön empfinde. Mein Schönheitsempfinden kann allerdings keinen Unterschied zwischen reinen Arten und Hybriden ausmachen.

    Was ist also der Grund?
     
  6. Werner H

    Werner H Leser

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    Ich versuche das mal zu erklären.
    Grundsätzlich sprechen wir von Naturformen. Nach Jahren der erfolgreichen Hybridenkultur ist irgenwann der Punkt erreicht, wo man eine neue Herausforderung sucht. Oder man beginnt sich auf Gattungen, die man besonders lieb gewonnen hat zu spezialisieren. Wenn ich mir alleine die zwei Größten Gattungen Dendrobium und Bulbophyllum ansehe, kann ich aus zigtausend Naturarten auswählen. Da brauche ich keine Hybride. Irgend jemand hat mir mal gesagt Naturformen sind langweilig. Es gäbe bei den Hybriden doch eine viel Größere Vielfalt. Ich finde das nicht. Was ist an der Natur langweilig.....

    Die Natur bringt eine Vielfalt an Formen, Farben und Größen. Nur der Mensch glaubt er kann es besser. Deshalb kreuzt er was das Zeug hält um noch immer mehr zu erzeugen. Das Resultat sehen wir in den Baumärkten. Als ich vor 20 jahren begonnen habe mich für Orchideen zu intressieren, waren das zum Teil noch exclusive und teure Pflanzen.
    Heute werden sie für 5.99 im Baumarkt verramscht und haben noch nicht mal mehr einen Namen.

    Erhaltungskultur , alles gut und schön, aber die Boga `s alleine könnten das nicht schultern. Die haben ganz andere Probleme. Die meisten Pflanzen befinden sich in privater oder gewerblicher Kultur. Das hat vermutlich zur Folge, dass gewerblich unitressante Pflanzen nicht weitergezüchtet werden.

    Edit.

    Natürlich habe ich auch mit Hybriden angefangen und gelegentlich kaufe ich mir heute noch eine wenn sie mir besonders gut gefällt.
     
  7. Oh_oh

    Oh_oh Guest

    Werner
    das verstehe ich zum Teil. Allerdings finde ich es gut, dass die Baumärkte durch billige und bunte Hybriden oder Selektionen den Menschen Orchideen näher bringen. Zum Beispiel mit Cypripedium oder Masdevallia.
    Als ich vor sehr vielen Jahren meine ersten Freilandorchis am Wildstandort kennen lernte, hatte ich zugleich auch negative Erfahrungen machen müssen. An einem Tag erfreute ich mich an der Blüte von Himantoglossum hircinum und als ich am nächsten Tag wieder dort vorbei kam, sah ich an der Stelle zwei Löcher in der Erde. Ein Jahr später an anderer Stelle dasselbe mit Cypripedium calceolus. Ich weiß nicht, ob die Vorkommen dort noch existieren. Der Hang nach Raritäten hat eben auch diese negativen Aspekte.

    Die Ansicht, dass Naturformen langweilig sein sollten ist mir fremd.
    Ich finde es lediglich gut, dass mir als Fensterbänkler die Züchtungs- und Selektionserfolge der Orchideengärtner mein durch die Haltungsbedingungen eingeschränktes Pflanzenrepertoire erweitern.

    Gruß
    Ralf
     
  8. Werner H

    Werner H Leser

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    Solche Fälle sind leider keine Seltenheit und ich finde das ehrlich gesagt zum kotzen. Nicht selten sind solche Pflanzen den untergang geweiht.
    Im falle der tropischen Orchideen gibt es das ja leider auch.
    Glücklicher Weise sind durch die gärtnerische Arbeit, viele Pflanzen aber keine Naturentnahmen.

    Das ist doch auch ok. Jeder hat die Möglichkeit, die Pflanzen auszuwählen, die ihm gefallen. Ob Hybride oder Naturform ist dabei dann egal. Ich habe hier in meinem Bestand von rund 750 Orchideen, mindestens 1/3 Hybriden, die gebe ich auch nicht her. Darunter sind ganz alte Hybriden die es heute gar nicht mehr zu kaufen gibt. Sie blühen regelmäßig also dürfen sie bleiben.

    So, aber nun wieder zum Thema!
     
  9. MoraT

    MoraT Guest

    Ein Merci für die interessanten und anregenden Antworten...

    Hallo zusammen

    Erst einmal vielen Dank für die Antworten.
    Die Diskussion von Ralf und Werner zum Thema Naturformen oder Hybriden regt doch stark zum Nachdenken an.

    Aber zur Frage an mich, warum Naturformen?

    Meine Freundin hat einige zu Hause und ich finde sie spannender und faszinierender als die Hybriden, wobei ich die Hybriden deshalb nicht in ihrem Sein herabstufe. Sie sind genauso faszinierend und bei jeder neuen Blüte freue ich mich.
    Werner hat aus meiner Sicht einen wichtigen Punkt angesprochen, warum wir Menschen immer neue Blütenformen und Farben züchten müssen, wo es doch in der Natur wunderschöne Arten gibt. Sicher ist ein Teil der Antwort im Wesen des Menschen zu finden, immer mehr und besser und grösser und schöner. Ständig neue Grenzen ausloten und überschreiten. Ich sage dazu nicht nein, aber muss für mich auch nicht alles akzeptieren und ja dazu sagen.
    Dieses Jahr war ich zur Orchideenausstellung in Thun und letztes Jahr in Locarno.
    Was mich zum Nachdenken gebracht hat, war die Präsentation der Orchideen, vor allem der Hybriden, inmitten eines Arrangements von Kitsch. Sorry wenn ich das so schreibe.
    Oft kamen die Blüten nicht zur Geltung, weil sie eingerahmt von bunten Fächern, Regenschirmen und diversen Porzellan- und Platikfiguren waren.
    Naturformen waren nur sehr wenige zu finden, aber diese Wenigen haben mich wesentlich mehr fasziniert.
    Auch hatte ich das Gefühl, die Aussteller wollten unbedingt verkaufen und die meisten Besucher kauften die grossen blühenden Hybriden, wobei ich auch weiss, dass viele Leute keine Geduld haben und nicht warten können, wenn die Orchidee verblüht ist und in ihre Ruhephase geht. Da kenne ich in meinem Bekanntenkreis einige, die werfen sie weg und kaufen sich eine neue. Traurig, aber sehr oft die Realität.

    @Juba

    Merci. Ich habe mich mit Phalaenopsis Naturformen noch überhaupt nicht auseinandergesetzt und werde deinem Vorschlag nachgehen.
    Bei Schwerter und dem Luzerner Orchideengarten habe ich einige interessante Ph. finden können. (Ph. bastiani, Ph. corningiana, Ph. mariae)

    @Aminos

    Die Coelogyne nervosa und die huettneriana habe ich mir auch schon angeschaut und finde sie sehr schön. Einige C.nervosa habe ich letztes Jahr in Locarno gesehen. Sehr schöne Orchidee.
    Von den Vandas haben mir einige Fachhändler und Züchter, welche ich kontaktiert hatte, abgeraten. Die wären nicht einfach, ich solle andere Naturformen zum Einstieg nehmen.
    Brauchen die nicht auch eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit?

    @emmi

    Haltung: getopft oder aufgebunden, beides für mich als Möglichkeit. Mit Vitrinen u.ä. möchte ich noch nicht beginnen. Zeit für die Pflege habe ich täglich, vielleicht zweimal im Monat müssen sie über ein WE allein auskommen (Freitag - Sonntagabend).
    Das die Bulbophyllum leicht stinken habe ich nicht gewusst. Es kommt natürlich auch darauf an, was für ein Geruch!

    Meine Wunschorchideen sind nicht in Stein gemeisselt und ich bin für jeden Vorschlag und Hinweis dankbar.

    Hier noch ein paar Arten die ich sehr schön finde und die vielleicht für den Einstieg in die Welt der Naturformen besser geeignet sind.

    Phalaenopsis amabalis java
    Phalaenopsis sumatrana

    dazu die bereits o.g. Phalaenopsis

    Dendobrium unicum, ...farmeri, ...victoria reginae
    Coelogyne huettneriana und die C.nervosa

    Merci Thomas
     
  10. *Andrea*

    *Andrea* Guest

    Hallo Mona,

    D. unicum und victoria reginae mögen es gerne kühl und feuchter, ich kultiviere sie erfolgreich an meinem Schlafzimmerfenster (unbeheizt, auch im Winter, es sei denn es geht unter -10°, dann wird die Heizung aber auch nur auf 2 gestellt, damit der Raum überdeckt wird.)
     
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