Blogeintrag von Gast: Afrika1

Dieses Thema im Forum "Fotos" wurde erstellt von Ingrid, 30. Juli 2014.

  1. Ingrid

    Ingrid Administrator Mitarbeiter

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    Afrika ist ein riesiger Kontinent in dem es erwartungsgemäß auch viele Orchideen gibt. Allerdings im Vergleich zu Mittel und Südamerika, bzw. Asien, finden sich deutlich weniger Arten in den Liebhabersammlungen. Woran liegt das? Drei Gründe kann man aufführen:
    1. Es gibt weniger Arten in Afrika als in oben genannten Kontinenten.
    Lt. Schlechter: N-Afrika 56, Tropisches Afrika 1346, Südliches Afrika 462, zusammen keine 2000 Arten. Madagaskar, bzw. die umliegenden Inseln nehmen eine Sonderstellung ein und weisen nochmals 1000 Arten auf. Amerika (Mittel + Süd) kommt auf über 10.000 Arten, Asien auch auf diese Größenordnung, Neuguinea alleine mit fast 3000 Arten.
    2. Die phänotypische Vielfalt ist geringer. Es gibt deutlich weniger Gattungen und diese unterscheiden sich oft nicht in dieser Weise, wie man es von anderen Kontinenten gewohnt ist. Die vorherrschende Farbe ist weiß und zusammen mit einem oft ausgeprägten Sporn ist eine gängige Theorie, dass viele Arten von nachtaktiven Faltern bestäubt werden, die Farben nicht sehen können. Eine große Ausnahme bilden hierbei die Erdorchideen Südafrikas.
    3. Die sozialpolitische Situation in Kombination mit der Infrastruktur ist sicher ein weiterer entscheidender Grund, warum die Vielfalt afrikanischer Orchideen nicht in den Handel kommt. Das Know how und die Idee mit Orchideen Geld zu verdienen ist nicht vorhanden. Das Wissen um CITES Prozeduren und die bürokratischen Hürden stellen große Hindernisse da und letztlich ist das wenige vorhandene Geld für so ein dubioses Wagnis kaum zu bekommen. Zudem gibt es in unserem Sinne kein Straßennetz, wenn dann wenige asphaltierte Durchgangsstraßen, sonst meist Lateritpisten, die in der Regenzeit unbefahrbar sind.

    Durchforstet man das Internet findet man auf dem ganzen afrikanischen Kontinent keinen einzigen Orchideenhändler, vielleicht noch als Ausnahme in Südafrika, oder auf den Inseln im ind. Ozean (Madagaskar). So kommt es, dass geschätzte 99% aller (vergleichsweise wenigen) im Handel erhältlichen afrikanischen Arten nicht aus afrikanischer Nachzucht oder Aufsammlungen stammen.

    Von den wenigen Erdorchideen in Nordafrika abgesehen, findet man die ersten epiphytischen Arten südlich der Sahelzone, unterhalb einer leicht schräg verlaufenden Linie Senegal-Kenia. Nördliche Ausnahmen sind die Bergregionen in Äthiopien (Niltal), oder die nördliche Schlaufe des Nigers in Mali. Meine nördlichste Orchidee, die ich gesehen habe war eine Diaphananthe bidens in Mali, in unmittelbarer Nähe des Nigers, wobei der Abstand zur nächsten riesigen Sanddüne nur wenige hundert Meter betrug. Die meisten Pflanzen sehen mehr tot, als lebendig aus, oft viele Stelzenwurzeln und an der Spitze nur wenige Blätter, alles um die Verdunstung zu minimieren. Der Übergang zu orchideenreichen Gebieten kann dann sehr abrupt erfolgen, ein feuchtes Tal, ein feuchter bewaldeter Berghang und man sieht auf einem Baum 5 verschiedene Arten. Auch ist es nicht so, dass hier die meisten Orchideen auf großen Urwaldriesen wachsen, im Gegenteil, sondern auf kleinen wenige Meter hohen knorrigen Baumarten. Trotzdem ist es meist sehr schwer zu den Bäumen zu gelangen, dichtes Dornengebüsch oder meterhohes scharfes Elefantengras müssen überwunden werden. So beschränkt man sich auf alles was direkt neben der Piste wächst, vom Autodach erreichbar ist, oder auf einzelne Bäume auf einer Weide.
    Ach ja, die Mitreisenden müssen tolerant sein und keinen Streß machen, wenn ein Mitreisender einen Stop verlangt, weil er gerade was gesehen hat, oder auch es nur glaubt (häufiger). Orchideenreisen in Afrika können eine Herausforderung sein. Empfehlen kann ich Guinea-Conakry, das auf Grund seiner unterschiedlichen Höhen und Klimabereiche viel Abwechselung bietet, dabei kommt es allerdings immer auf die aktuelle politische Lage an, wie überall in Afrika.

    Hier eine kleine Auswahl von nicht so üblichen Afrikanern.

    Diaphananthe bidens (Pflanze in Kultur fotografiert)
    Eine der ersten Orchideen nach der Wüste an einem Nigerarm in Mali, die nächste Sanddüne war keine 200m entfernt.

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    Schon in einem feuchten, sehr dunklem Flusstal, Diaphananthe pellucida
    Zuerst dachte ich, Phalaenopsen hier in Afrika!

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    Als ich gerade in meiner Bildersammlung nach weiteren Diaphananthen kramte, fand ich Diaphanthe rutila (Bild nicht von mir), im Kew Index wird sie nun unter dem Namen Rhipidoglossum rutilum geführt, mir bisher völlig unbekannte Gattung.

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    Was man auch häufig unterhalb der Sahelzone findet ist Cyrtorchis
    den genauen Unterschied zu anderen Cyrtorchis Arten kenne ich nicht, ich nehme mal an es ist C. arcuata

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    In der trockenen warmen Savanne, Polystachya paniculata, in der Blütenfarbe und von Ferne erinnert es an Ascocentrum miniatum. Auf einem Baum mind. 100 Pflanzen.

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    Auch eine hängende Peitsche, das herrlich duftende Calyptrochilum christyanum, ich mache mir sonst wenig aus Düften, aber das war beeindruckend. Bild leider schon älter.

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    Dann gabs eine Art, da dachte ich Cymbidium in Afrika? (damals war ich taxonomisch etwas spontaner), blattlos dürr und so stachelig wie ein Kaktus, damit niemand daran knabbert. Im gleichen Moment gab es auch Unmengen an Bremsen, ins Auto, Scheiben hoch und fliehen.

    Graphorkis lurida
    (Foto in D. gemacht, darum der Springklee)

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    eine andere farbigere Graphorkis concolor

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    Die Blüte bildet einen guten Übergang zu einer der bekanntesten Afrikaner, Ansellia africana. Früher oft in viele Subtypen aufgegliedert aber wahrscheinlich alles nur ein fließender Übergang einer Art. Warm und gut gedüngt, kann diese Art erstaunlich schnell groß werden und eine respektable Kübelpflanze abgeben. In Tansania sieht man meterhohe und meterbreite Horste in den Gabeln der Baobab Bäume, wo sonst keine andere Orchidee wächst, da der Baum oft ohne Blätter da steht und eine völlig glatte Rinde besitzt. Wie andere Orchideen auch (Stanhopeinae, Cataseten etc) bildet die Art senkrecht nach oben wachsende Nestwurzeln. Es gibt Gerüchte, dass die Gattung mit asiatischen Gattungen, Cymbidium und Grammatophyllum kreuzbar wäre, gesehen habe ich so etwas aber noch nicht.

    ein paar Varianten

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